Egon Koch, 61, Hamburg, Rundfunk-Autor
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Erwartete Rente: laut letzter Rentenauskunft 327,88 Euro brutto ab 1. August 2021
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Rentenmindernd: eine freiberufliche Arbeit, deren Honorierung nicht für die private Rentenvorsorge reicht, und Niedriglohnjobs, um freiberuflich arbeiten zu können
„Meine Rente wird nicht reichen, um davon zu leben, obwohl ich immer gearbeitet habe. Nach der Mittleren Reife habe ich drei Jahre als Angestellter im Fernmeldeamt gearbeitet. Dann habe ich das Abitur gemacht und studiert. In Paris habe ich in einer Buchhandlung gearbeitet und am Wochenende anfangs sogar im Pflegeheim, um meine Literatur schreiben zu können. Mindestens zehn Jahre habe ich neben der Autorenarbeit verschiedene Jobs gemacht und in die Rentenkasse eingezahlt. Ich habe auch mal zwei Monate bei einem Logistikunternehmen gejobbt, und immer wieder in Buchhandlungen.
Egon KochIch konnte nie privat vorsorgen, ich habe immer zu wenig verdient und musste auch schon Hartz IV in Anspruch nehmen. Ohne die Künstlersozialkasse wäre mein Rentenanspruch sogar noch niedriger.
Was die Rundfunksender anbetrifft, gibt es für freie Autoren gute und schlechte Jahre. Also brauchte ich immer mal wieder Nebentätigkeiten, um Einkünfte zu haben. Ich konnte nie privat vorsorgen, ich habe immer zu wenig verdient und musste auch schon Hartz IV in Anspruch nehmen. Dabei habe ich immer bescheiden gelebt. Ohne die Künstlersozialkasse wäre mein Rentenanspruch sogar noch niedriger, deren Beträge sind bei den 327,88 Euro schon eingerechnet.
Die Frage ist, welchen Wert die Gesellschaft künstlerischer und Autorentätigkeit beimisst. Ich wüsste nicht, was ich hätte anders machen können. Diese Arbeit, das bin ich, ich mache sie total gerne. Ein Mindesteinkommen wäre eine Lösung, um künstlerisch arbeiten zu können. Letztes Jahr habe ich einen Karibikjournalistenpreis bekommen, eine bezahlte Flugreise. Das bringt zwar auch nichts für die Rentenkasse, aber jetzt fliege ich nach Jamaika und verbinde es mit zwei Recherchen: Musik ohne Grenzen in einem Armenviertel und eine Reportage über Nachfahren deutscher Auswanderer. Noch habe ich keine Abnehmer für diese Arbeit.“